"Eat. Sleep. Hockey": Die Deggendorferin Stefanie Neuert und ihre Liebe fürs Eishockey

11.02.2017 | Stand 18.09.2023, 21:53 Uhr

Sie hat ihren Platz gefunden: Stefanie Neuert und ihr Bruder Christian haben jeweils die Worte "EAT. SLEEP. HOCKEY" an ihren Esstisch-Plätzen platziert. Ihr Bruder spielt in der DEL2 für Rosenheim, Stefanie hütet derzeit das Tor des Deggendorfer SC (U16). − Foto: Sebastian Lippert

Am Freitag ging sie in das bisher größte Turnier ihrer Eishockey- Karriere: Torhüterin Stefanie Neuert (15) aus Deggendorf startet für Deutschland beim Vier-Nationen-Cup.

Jetzt aber schnell. Stefanie Neuert springt von ihrem Stuhl auf und verschwindet nach oben in ihr Zimmer: Das Eishockey-Training ruft. Dabei muss es das gar nicht, rufen – denn die 15 Jahre alte Torhüterin aus Deggendorf trainiert am liebsten jeden Tag.

Am Freitag startete sie in ihr bisher größtes Turnier: Für die Deutsche Nationalmannschaft tritt die Spielerin des Deggendorfer SC (U16/U19) und des EV Landshut (U16, mit Förderlizenz) beim Vier-Nationen-Turnier im österreichischen Radenthein an. Gegner sind das Gastgeberland (19 Uhr), Tschechien (16 Uhr) und die Schweiz (10 Uhr).

Die Faszination für den von Männern wie ihrem Bruder Christian (24, Starbulls Rosenheim, DEL2) dominierten Männersport hat sie früh gepackt: Sie war gerade einmal drei Jahre alt, als sie zum ersten Mal aufs Eis lief und einen Schläger in der Hand hielt. "Ich hab auch schon Fußball gespielt, aber Eishockey mag ich lieber. Das ist einfach" – sie überlegt und grinst – "ein bisschen härter", sagt Stefanie Neuert.

Die nie aufgehört hat, sich für Eishockey zu begeistern. Davon zeugt unter anderem der Esstisch der Familie um Vater Peter und Mutter Cornelia, die früher beide hobbymäßig spielten: Seitlich der Tischplatte ist an den Plätzen von Stefanie und Christian jeweils "Eat. Sleep. Hockey" auf weißem Klebeband zu lesen, eine kleine Liebeserklärung an den Sport.

Spricht sie von ihrem Hobby, macht ihr Mund, was er will; grinst, schneidet klitzekleine Grimassen und lässt Worte sprudeln wie ein Wasserfall. Besonders wenn sie erzählt, wie sie sich 2014 fühlte, als sie Schwarz-Rot-Gold zum ersten Mal auf dem Trikot der U16 trug. "Da war ich ziemlich hibbelig. Du stehst erstmal nur da und denkst dir: Wooooooow. Da musste ich mich erstmal beruhigen, damit ich keinen dummen Fehler mache; man stellt sich ja vor, sein Land zu repräsentieren. Das will ja keiner schlecht machen! Oder überdrehen oder rumhüpfen, das geht ja auch nicht", beschreibt Neuert ihre Gefühle von damals, während sie gedankenverloren nach links und rechts schaut.

Im beschaulichen Radenthein (knapp 6000 Einwohner) wird sie sich im DEB-Tor mit Tatjana Pfeifer abwechseln, die knapp acht Monate älter ist als sie. Konkurrenz tut ihr gut, das war schon früher so. Ihr damaliger Nebenbuhler, der ebenfalls älter als sie ist, warf frustriert hin, als sie nominiert wurde und er nicht.

"Und jetzt bin ich allein", sagt sie stolz. Sich als Mädchen unter so vielen Jungs durchzusetzen, verlangt eine Menge Ehrgeiz und Training. Siebenmal die Woche steht sie in der Deggendorfer Eisarena: montags, dienstags, zweimal mittwochs, zweimal donnerstags und freitags. Besonders an ihrem Stellungsspiel will die Gymnasiastin (Robert-Koch, 9. Klasse) arbeiten: "Ich muss mich trauen, weiter aus meinem Tor zu gehen und mich groß zu machen. In der U16 passt das; da weiß ich, dass ich den ersten Schuss immer habe. Aber in der U19 schießen die Jungs viel härter, sind größer und breiter. Da muss ich schauen, dass ich den ersten Schuss überhaupt halte."
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