Back to Moncton: Manuel Wiederers neuer Anlauf in die NHL

21.10.2016 | Stand 21.10.2016, 10:46 Uhr

Der NHL-Traum ist wieder ein Stück nähergerückt: Manuel Wiederer (links), hier im Trikot der Straubing Tigers. In Kanada will sich der Deggendorfer die letzten Weihen holen. − Foto: Imago

Langsam wird es kälter in Moncton. Die Stadt nahe der kanadischen Ostküste rüstet sich für den Winter. In der Provinz New Brunswick sinkt die Tagestemperatur dann unter 0 Grad, nachts werden es öfter auch -20. Manuel Wiederer macht das nichts aus. "Ich fühle mich wohl hier", sagt der junge Mann aus Deggendorf. In der 70000-Einwohner-Stadt will der 19-Jährige den nächsten Schritt zu seinem großen Traum machen: NHL-Spieler werden und täglich gegen die besten Eishockeyspieler der Welt antreten.

Davon träumen viele Talente auf der ganzen Welt. Wiederer hat seit Juni einen Vorteil. Beim jährlichen Draft, der Auswahl der besten jungen Spieler weltweit, haben sich die San Jose Sharks die Rechte an ihm gesichert. Das traditionsreiche NHL-Team, bei dem früher Bundestrainer Marco Sturm auf Torejagd ging, kann Wiederer jederzeit in den Kader holen. Im Sommer bestritt der Angreifer viele Trainingseinheiten für die Sharks. Am Ende hat es (noch) nicht für einen Platz im NHL-Kader gereicht. "Das ist kein Problem", sagt Wiederer im Gespräch mit der Heimatzeitung. "Ich kann jetzt in Moncton Spielpraxis sammeln und ein junges Team anführen. Mein Ziel ist es, dass ich nächstes Jahr wieder gute Trainingscamps bei den Sharks absolviere und dann den Sprung in den Profisport hier schaffe."

Den haben zuletzt auch Tobi Rieder und Tom Kühnhackl geschafft. Die beiden Stürmer aus Landshut mussten sich dabei aber ebenfalls zuerst unterklassig empfehlen. Mit Erfolg: Rieder unterschrieb kürzlich einen neuen Vertrag bei den Arizona Coyotes und Kühnhackl feierte mit seinen Pittsburgh Penguins als wichtiger Rollenspieler sogar die Meisterschaft. Ähnliches hat Wiederer vor. Bei den Moncton Wildcats in der QMJHL legte er einen Saisonstart nach Maß hin. Mit neun Punkten aus acht Spielen ist er schon wieder in bester Scoring-Laune. Auch, weil das Umfeld in Kanada passt.

"Ich lebe hier – wie die meisten anderen Mitspieler auch – bei einer Gastfamilie", erzählt der Blondschopf. "Unter der Woche haben wir sehr viel Training, auch der Spielplan hat es wirklich in sich." Der sieht nämlich satte 68 Spiele vor, bis die Playoffs beginnen. Bei Auswärtsreisen sind die Teams besonders gefordert. Dann stehen bis zu zehn Spiele auf fremdem Eis an, ohne dass man zwischenzeitlich nach Hause kommt. "Die Organisation klappt aber recht gut und auch mit dem Team unternehmen wir viel außerhalb der Spiele", sagt Wiederer.

Seine Fortschritte werden in San Jose jedenfalls genau registriert. "Wir haben mehrmals pro Woche Kontakt und sprechen über Trainingsziele, Fortschritte und Probleme", erklärt der Niederbayer. Das NHL-Team muss schließlich jederzeit auf Verletzungen oder Wechsel reagieren können und hat mit Wiederer einen hochmotivierten Youngster in der Hinterhand.

Es kann schnell gehen im NHL-Geschäft, wie die Beispiele Rieder und Kühnhackl zeigen. Wiederer hofft ebenfalls auf das Quäntchen Glück und sieht die Rückkehr nach Moncton daher nicht als Rückschritt, sondern als Anlauf für die NHL-Karriere. Keine Frage: Der frühere Straubinger ist heiß auf seine Chance. Spätestens nächstes Jahr wird er sich dann bei den Sharks erneut präsentieren können. Und als weiteres Zuckerstück wäre es in San Jose, Kalifornien, deutlich wärmer. Zumindest abseits des Eises.