"Klub der 500" – Thomas Greilinger (35) nimmt jetzt Anlauf

12.10.2016 | Stand 12.10.2016, 13:15 Uhr

Alter schützt vor Toren nicht: Thomas Greilinger gehört auch mit 35 zu den DEL-Topscorern. − F.: imago

Während seine Teamkollegen beim Wechsel über die Bande hüpfen, steigt Thomas Greilinger etwas langsamer über die Abgrenzung. Der 35-Jährige sieht eine Lücke. Er nimmt den Puck an der Mittellinie an, geht am ersten Gegner vorbei. Drehung durch zwei weitere Verteidiger der Bremerhaven Pinguins, ein schneller Zwischenspurt. Die Ingolstädter Arena kocht, Greilinger bleibt cool. Lässig schiebt er den Puck am Torwart vorbei und feiert fünf Minuten vor Schluss vor der Fankurve das 2:2 seines ERC Ingolstadt. "Greile, Greile", schallt es aus dem Fanblock der Panther. Die Szene vom vergangenen Freitag zeigt: Der Routinier aus Deggendorf hat auch mit 35 Jahren noch großen Torhunger.

Acht Spiele sind in der laufenden DEL-Saison gespielt. Wieder einmal vorne mit dabei bei den Topscorern der Liga ist Greilinger. Acht Punkte hat der Angreifer bereits gesammelt, glänzt als Spielmacher in Überzahl und als unberechenbarer Gefahrenherd im Duell Mann gegen Mann. Zweifacher Meister, Torschützenkönig, DEL-All-Star: Greilingers Wort hat Gewicht. Auch, weil er stets Klartext spricht. 20 Minuten nach seinem Traumtor gegen die Pinguins steht Greilinger in der Mixed-Zone. "So wie heute kann man sich gegen einen Aufsteiger nicht präsentieren", kritisiert er im Gespräch mit der Heimatzeitung. Seine Kollegen hatten zwei späte Tore kassiert, das 2:4 gegen Bremerhaven wirft die Panther aus den direkten Playoff-Rängen. Im Derby gegen Augsburg steuert Greilinger einen entscheidenden Assist bei und klettert mit seinem ERC nach dem 5:4 auf Rang 6 der DEL. Die nächsten Wochen mit den Spielen gegen Berlin, München und Mannheim werden zeigen, wo der Meister von 2014 wirklich steht.

Nach der durchwachsenen Saison im Vorjahr, als die Oberbayern schon in der 1. Playoff-Runde an den Straubing Tigers scheiterten (1:2), folgte der Umbruch im Sommer. Greilinger ist geblieben. Seit 2008 läuft er für den ERC auf. Bei Vertragsende 2018 wäre er zehn Jahre Schanzer Panther. Kein Wunder, dass die Fans den Mann mit der Nummer 39 lieben. Greilinger ist der beste ERC-Scorer aller Zeiten, sein Trikot zählt jedes Jahr zu den meistverkauften.
"Greile ist ein absoluter Schlüsselspieler für uns", sagt Trainer Tommy Samuelsson, "er behält die Übersicht und hilft mit seiner Erfahrung den jungen Spielern enorm weiter." Zusammen mit Brandon Buck und Thomas Oppenheimer bildet der Deggendorfer eine der gefährlichsten Angriffsreihen in der Liga. Diese soll nach Titel und Vizemeisterschaft 2014 und 2015 nochmals einen Pokal nach Ingolstadt bringen. Und auch wenn Greilinger Teamplayer durch und durch ist: Ein persönliches Ziel liegt in dieser Saison zum Greifen nahe. Mit aktuell 478 Scorerpunkten (598 Spiele) in der DEL ist der legendäre "Klub der 500" nicht mehr weit weg. Zehn Punkte mehr und er würde sogar Rang 10 der ewigen DEL-Scorerliste einnehmen. Seine Quote ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass Greilinger zwischen 2004 und 2008 nach schwerer Knieverletzung nur unterklassig Eishockey spielte.

Mehr zum Thema im Sportteil der Passauer Neuen Presse, Donnerstag, 13. Oktober.