DSC-Coach Otoupalik spricht Klartext: "Ich weiß, wie heiß der Stuhl hier in Deggendorf ist"

04.12.2014 | Stand 04.12.2014, 15:16 Uhr

Das Training unter Jiri Otoupalik hat in der Oberliga schon erste Früchte getragen. "Die Mannschaft reagiert positiv auf die Übungen", sagt der 59-Jährige, denn die Stimmung im Team ist sehr gut. − Foto: R. Rappel

Seit fast genau einem Monat hat der Eishockey-Oberligist Deggendorfer SC mit Jiri Otoupalik einen neuen Trainer. Seit seinem Amtsantritt haben sich die Leistungen auf dem Eis stabilisiert. Der PNP stand der 56-jährige Eishockey-Lehrer vor dem schwierigen Wochenende in Bad Tölz und gegen Selb Rede und Antwort.

Herr Otoupalik, seit rund einem Monat sind Sie nun in Deggendorf Trainer. Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus?

Otoupalik: "Hier in Deggendorf gibt es viel Arbeit, aber genau deswegen bin ich hier. Die Mannschaft ist nicht schlecht, wir machen Schritt für Schritt nach vorne. Wir haben ein neues System in Offensive und Defensive, das braucht ein bisschen Zeit. Aber ich sehe schon jetzt Schritte nach vorne."

Wie sieht Ihr System aus?

Otoupalik: "Im eigenen Drittel müssen auch die Außenstürmer nach hinten arbeiten, jeder auf seiner Seite. Jeder Mittelstürmer ist der Defensivmann im Sturm der mit den Verteidigern arbeitet. Zwei arbeiten in Ecke, einer vor dem Tor. Beispielsweise geht der rechte Verteidiger in die Ecke, dann geht der linke geht vors Tor. Wir wollen die Scheibe sofort zum Mittelstürmer rausbringen und schnell die neutrale Zone überbrücken. Wir wollen mit zwei Leuten Forechecking betreiben, wenn der Gegner nicht den Puck hat. Und wenn er den Puck hat, dann macht ein Mann Forechecking und vier Spieler verteidigen."

Sie haben immer das Überzahlspiel kritisiert.

Otoupalik: "Ja, das ist eine andere Sache. Wir trainieren das viel. Zwei Mal pro Woche üben wir Unter- und Überzahl. Normalerweise baut man das in den Vorbereitungsspielen auf. Die Saison läuft, jetzt ist Dezember, und es bleibt nicht mehr so viel Zeit. Aber wir müssen das schaffen. Da gibt es keine andere Wahl. Die Frage ist wie schnell die Spieler darauf reagieren. Die Ideen sind nicht neu, das ist modernes Eishockey, wenn man in die Topligen Europas schaut, die wollen alle nach dem gleichen Prinzip spielen. Es hängt letztlich von den Spielern ab, wie schnell sie die Situation begreifen und verinnerlichen."

Rein von der Erfahrung her müssten die Spieler ja eigentlich da sein, die das verstehen.

Otoupalik: "Ja, das schon. Aber am Ende ist es immer eine Frage des Kopfes und des Herzens. Ich appelliere immer an die Jungs, dass man mit Herz und Einsatz in die Spiele gehen muss."

Stichwort Kopf: Sie haben gesagt, dass das Toreschießen auch eine Kopfsache ist. Wie läuft es da bislang aus Ihrer Sicht?

Otoupalik: "Bis jetzt immer noch nicht gut. Aber wir arbeiten auch an dieser Sache. Wir machen dazu immer viele Übungen, auch Nachschüsse, abgefälschte Schüsse. Wir müssen weiter arbeiten und geduldig sein."

Zu Ihnen persönlich: Sie sind nach Deggendorf gekommen, weil Sie eine neue Herausforderung gesucht haben. In den letzten Jahren war Deggendorf nicht unbedingt immer der beste Job für einen Trainer. Hat das eine Rolle in Ihren Überlegungen gespielt?

Otoupalik (lacht): "Ich lebe mein halbes Leben in diesem Job. Ich weiß, wie heiß der Stuhl hier in Deggendorf ist. Aber das macht mir keine Sorge. Ich gebe alles, ich mache alles, was möglich ist. Aber über diese Sache denke ich nicht nach, ich mache meine Arbeit."

Interview: Roland Rappel – Das gesamte Gespräch lesen Sie in der Freitagsausgabe der Passauer Neuen Presse, Heimatsport Deggendorf