Alter Name, neues Glück? Wo DSC draufsteht, ist jetzt auch wieder Deggendorfer Eishockey drin

02.07.2014 | Stand 02.07.2014, 15:04 Uhr

Das "Fire" ist aus: "Wir wollen keinen Verein im Verein mehr", sagt Artur Frank. Alle Mannschaften laufen als "Deggendorfer SC" auf. Das Vereinswappen wurde überarbeitet.

Unter neuer Führung wird beim Deggendorfer SC fleißig an einer neuen Mannschaft für die Eishockey-Oberliga getüftelt. Sie wird 2014/2015 nicht mehr unter dem Namen "Deggendorf Fire" auflaufen, sondern man kehrt zum bewährten "Deggendorfer SC" zurück. "Die Identifikation mit dem Deggendorfer Eishockey soll wieder gesteigert werden, um die Tradition und langjährige Geschichte zu betonen. Die Stadt Deggendorf ist ja erst durch das Eishockey national bekannt geworden. Auch in den Fanliedern fand sich dieser Name kaum wieder. Die Namensänderung ist also ein logischer Schritt", lässt der Verein wissen. Über den aktuellen Stand der Saisonvorbereitung spricht DSC-Vorstand Artur Frank im Interview mit heimatsport.de.

Herr Frank, wie sieht es auf der Sponsorenfront aus? Konnte man hier die Lücken schließen, die sich mit dem Ende der letzten Saison aufgetan haben?

Frank: Die Sponsoren der letzten Saison sind soweit abgearbeitet. Insgesamt sind wir sehr positiv überrascht, dass nicht nur die großen Sponsoren den Weg mitgehen. Das war am Anfang ja überhaupt nicht zu erwarten, dass ein Niederhofer oder ein Globus weitermachen. Wie wir angefangen haben, hat es geheißen, zu denen braucht man gar nicht mehr hinfahren, und nun sind sie doch wieder im Boot. Herrn Reiß von der Firma Globus hat zum Beispiel sehr gut gefallen, dass Klaus Feistl in Deggendorf einen schlafenden Riesen sieht. Du kannst dich für Sponsoren aber nur interessant machen, wenn der sportliche Erfolg da ist. Wichtig sind aber auch die kleineren Sponsoren. Die können wir nur überzeugen, wenn wir unseren Weg gehen und glaubwürdig werden. Auch eine halbe Seite im Stadionheft, das wir in dieser Saison wieder neu beleben, ist sehr wichtig für uns. Man merkt auch schön langsam, dass es über die Landkreisgrenzen hinausgeht. Strategisch tut es uns schon gut, dass Passau nicht mehr in der Liga spielt. Ob man jetzt aus Freyung nach Passau oder Deggendorf fährt, spielt keine große Rolle, das merkt man auch bei den Sponsoren. Aber wir müssen auch die Zuschauer in die Pflicht nehmen. Dass man sich zwar als Fan sieht, aber auch als Unterstützer. Wenn man eine gute Mannschaft sehen will, dann brauchen sie eben auch die elf Euro Eintritt. Und das wird schwierig, die ,verbrannte Erde’ wieder zu beleben.

Der Zuschauer wird aber doch in erster Linie über den sportlichen Erfolg kommen, oder?

Frank: Ja, der erste Blick geht aufs Ergebnis. Mit einer Abstiegsrunde will keiner was zu tun haben. Wir haben uns auch viel vorgenommen. Wir bewegen uns im gleichen Etat wie vergangene Saison. Gleichzeitig wollen wir aber nicht wieder vier, fünf verschiedene Ausländer oder zwei, drei Trainer haben. Das ist schon fast wie so ein Makel, der über Deggendorf hängt.

Das macht es ja auch schwierig, Jahr für Jahr wieder neuer Personal zu finden, oder?

Frank: Ich sage ganz ehrlich, das ist schon Wahnsinn, wie ganz selbstverständlich man glaubt, dass manche Spieler in Deggendorf bleiben. Wenn wir nicht den Christian Zessack hätten oder nicht glaubwürdig rüber kämen, dann würde es ganz düster aussehen. Wenn man mit manchen Spielern redet, kommt immer wieder das Gleiche: So eine Saison wie die letzte, möchte ich nicht mehr mitmachen. Viele wollen sich aber auch rehabilitieren, weil sie nicht so sind, wie sie dargestellt worden sind. Weder charakterlich, noch spielerisch. Die Mannschaft hätte nicht Playdowns spielen müssen.

Die Mannschaft hatte Talent, konnte es aber nicht abrufen.

Frank: Was da jetzt genau der Fall war, ist jetzt egal. Auf jeden Fall haben sie es nicht gemacht. Da braucht man auch keine Charakterschwäche unterstellen, denn wenn das so eine kollektive Charakterschwäche war, dann muss da was ganz anderes dahinter stecken. Das wurde einfach nicht richtig angepackt, wie man eine junge Mannschaft anpacken muss. Ein Maier Simon, der zu den sicheren Abgängen gehörte, hat in Deggendorf alles miterlebt. Er wurde geholt, wurde abgeschoben, wurde zurückgeholt. Der war weg, emotional und inhaltlich. Trotzdem hat man es wieder geschafft, dass er bleibt. Das war keinesfalls einfach, dass wir ihn und andere Spieler halten konnten. Selbst ein Nico Wolfgramm, mein Neffe, hat sich Bedenkzeit erbeten. Da kann man sich vorstellen wie es bei Stefan Ortolf oder Simon Maier gelaufen ist.

Wie sehen denn nun die Kaderplanungen aktuell aus?

Frank: "Zu den feststehenden Spielern stehen wir noch in Verhandlungen mit zwei Verteidigern. Wir hoffen, dass es diese Woche um die Bühne geht. Bei einem geht es noch um die Arbeitsstelle, aber da sieht es ganz gut aus. Keine Rolle mehr in den Planungen spielt Keven Frank. Bislang bin ich davon ausgegangen, dass ein Vertrag existiert, in Wirklichkeit gab es nur eine Vereinbarung. Nach langem Hin und Her haben wir uns entschieden, dass wir nicht mehr mit ihm planen. An einen Vertrag hätten wir uns freilich gehalten, aber so haben wir uns entschieden, die Option nicht zu ziehen.

Ist Martin Rehthaler noch unter den Verteidigern dabei?

Frank: Das wäre jetzt rein spekulativ. Noch ist nichts unterschrieben, aber wir hätten für den Fall einen Plan B.

Mit Andrew Schembri verlässt ein Publikumsliebling nach drei Jahren den Deggendorfer SC. Wie kam denn das zu Stande?

Frank: Mit Andrew gab es zwei Gespräche auf einer ganz ehrlichen Ebene. Wir hätten uns von ihm die Option gewünscht, dass er auch noch eine Saison bei uns spielt, wenn er den deutschen Pass bekommt. Das wollte er wiederum nicht, er wollte sich nur für eine Saison binden. Aber wer weiß, vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder. Wir sind jedenfalls ohne Groll auseinander gegangen.

Vielleicht noch ein paar Worte zu Neuzugang Dmitrij Litesov.

Frank: Jeder hat uns geraten, den Spieler zu verpflichten. Er ist ein sehr aggressiver Spieler, ein Wusler, den man in Unter- und Überzahl bringen kann. Er wollte unbedingt zu uns. Die Spieler freuen sich auch über solche Nachrichten wie die Spielerverpflichtungen.

Gibt es Neuigkeiten bezüglich eines Kooperationspartners?

Frank: Für uns kommt nur ein Kooperationspartner in Frage, wo auch wir was davon haben. Der zuständige Ansprechpartner war aber zuletzt in Urlaub. Heute haben wir telefoniert und diese Woche soll noch ein Termin stattfinden wo man sich näher kennen lernt. Aber es ist schon von beiden Seiten gewünscht. Ob es realisiert werden kann, müssen wir abwarten. Wir lassen uns da aber nicht unter Druck setzen, weil mit den Planungen der Mannschaft sind wir eh schon recht weit.

Das Sommertraining läuft ja schon. Wie ist der Stand?

Frank: Wir trainieren vier Mal die Woche, zwei Mal Kraft und zwei Mal Ausdauer. Speziell am Anfang wird Maximalkraft trainiert, das dann in Schnellkraft und Kraft-Ausdauer umgebaut wird. In Zukunft werden wir noch eine Alternativsportart machen, Judo oder Aikido, dass die Mannschaft an der Flexibilität als aktiven Verletzungsschutz arbeitet. Am 5. Juli findet der erste Leistungstest statt. Die Spieler sind jedenfalls alle heiß, die muss man schon fast bremsen. Alle sind top motiviert und ziehen voll mit.

Ab wann geht’s aufs Eis?

Frank: Das erste Eistraining wird ab 16. August sein, kombiniert in Straubing und Landshut. Zwischen 23. und 26. August sind wir in Pisek im Trainingslager, ab 29. August soll dann zu Hause das erste Eistraining sein. Am Sonntag, den 30. August, soll das Eröffnungsspiel im heimischen Eisstadion sein, das werden wir wahrscheinlich nächste Woche bekannt geben können. Eine Eröffnungsfeier mit Mannschaftsvorstellung wird es auch wieder geben, auch beim Fußballfest am 19. Juli wird es eine Dauerkarten-Aktion geben, ebenso werden wir wieder die Aktion beim Globus vom letzten Jahr wiederholen, wo es auch wieder Einkaufsgutscheine geben wird.

Wie soll es mit der Gaststätte im Eisstadion beziehungsweise mit dem Stadion weitergehen?

Frank: Hier sind wir kurz vor Verpflichtung eines Wirtes. Wir müssen uns noch mit der Stadt Deggendorf und der Firma Karl einigen, wie wir das machen können. Uns wäre es am liebsten, wenn wir das Wirtshaus unterverpachten könnten. Ich habe auch um einen persönlichen Termin mit Herrn Karl gebeten, weil ich ihm gerne unser Konzept vorstellen möchte. Unser Konzept sollte ja auch in seinen Plan für das Eisstadion passen. Wir sind in intensivem Konzept mit Herrn Kress. Die Kabinen werden Ende September, Anfang Oktober bezugsfertig sein. Hinten und vorne wird das Stadion teilverglast, da können wir dann unsere Werbebanner platzieren. Die Dachisolierung wird dann spätestens eine Woche vor der ersten Eisbereitung fertig sein.

Gibt es schon Infos bezüglich Dauerkarten und Preise?

Frank: Zunächst: Die Ticketpreise bleiben gleich. Außerdem bieten wir noch für Dauerkartenkäufer gegen einen geringen Mehrpreis einen Fanschal mit seinem eigenen Namen gestickt an. Das ist so ein Gimmick, was wir mal anbieten wollen. Ebenso auch die Sache mit den Aufwärmtrikots. Für 15 Euro kann sich jeder Fan auf dem Aufwärmtrikot mit seinem Namen verewigen lassen. Nach der Saison werden die Trikots dann versteigert, so dass sich jeder ein Trikot mit seinem Namen drauf ersteigern kann. Die Trikots sind schließlich limitiert, man kann sie auch nicht im Fanshop erwerben.

Kann man schon etwas über die Saisonziele sagen?

Frank: Diese Mannschaft darf nicht mit einem Atemzug mit der Abstiegsrunde genannt werden. Das wollen sie auch alle beweisen, dass sie stärker sind. Wir haben die Verpflichtung gegenüber den Sponsoren aber auch den Fans. Das ist auch gar nicht die erste Stufe in unserem Konzept, wir wollen uns das Vertrauen wieder erarbeiten. Dass der Zuschauer sagt, da gehe ich gerne raus.

Wie soll die Zusammenarbeit mit dem Nachwuchs in der Zukunft aussehen?

Frank: Wenn wir keine attraktive Mannschaft haben, welche die Akquise für den Nachwuchs macht, dann kann man das vergessen. Natürlich ist es schön, dass zwei Mannschaften in den höchsten Spielklassen spielen, aber die brauchen auch Geld. Dafür brauchen wir auch den Zuschauer, denn der unterstützt mit seinem Besuch nicht nur die erste Mannschaft, sondern auch den Nachwuchs. Das geht von der Laufschule bis zur Oberliga-Mannschaft. Das ist ein Verein. Das ist alles ein Ganzes. Deshalb war uns auch ganz wichtig, dass wir das Logo wieder zum Wesentlichen zurückbringen. Das kann man einfach nicht von einander trennen, und das wollen wir auch nicht. Wir wollen keinen Verein im Verein mehr.

− Interview: Roland Rappel