Greding
Elektroautos fahren in Greding vorerst noch gratis

Stadt und N-Ergie weihen Ladestation hinter dem Rathaus ein – Umweltschutz durch Ökostrom

13.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:49 Uhr

Der Bürgermeister übt das Laden: Ein Elektroauto für den Bauhof kann sich Manfred Preischl vorstellen. Zur Eröffnung der Ladestation hinter dem Rathaus sind auch Andreas Schneider vom Bauamt, Lena Oginski sowie Rainer Gründel und Ulrich Lell (hinten, von links) gekommen. - Foto: Luff

Greding (luf) Ein großes Teil ins Puzzle als Tourismusgemeinde hat die Stadt Greding mit der Installation einer Ladesäule für Elektrofahrzeuge eingefügt.

Die Säule steht zwar schon seit dem Frühsommer neben den öffentlichen Toiletten hinter dem Rathaus. Aber erst jetzt, „mit der offiziellen Inbetriebnahme gilt’s“, sagt Bürgermeister Manfred Preischl. In naher Zukunft solle auch ein Hinweisschild auf dem Marktplatz auf den Standort verweisen. Wer mit seinem E-Auto nach Greding kommt, kann es bequem in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes abstellen, die Stadt erkunden und etwas in einem der Gasthäuser verspeisen – und am Ende mit vollem Tank, oder vielmehr mit vollem Akku, wieder von dannen fahren. Zwei Fahrzeuge können gleichzeitig über den am meisten verbreiteten Typ2-Stecker geladen werden, pro Buchse stehen 22 Kilowatt Leistung zur Verfügung.

Für Preischl ist das Angebot des regionalen Stromversorgers N-Ergie ein Glücksfall, deshalb habe er auch schnell zugegriffen: „Wir haben uns seit längerer Zeit mit dem Gedanken getragen, etwas für die E-Mobilität zu tun“, sagt er. Mit den Wirten habe er bereits über den möglichen Standort gesprochen. Da diese aber ihre Gäste deren E-Bikes aufladen lassen, habe man für Autos einen zentralen und unabhängigen Ort gesucht. Und gefunden. Der städtische Bauhof richtete das Areal her, die N-Ergie sponserte die Ladestation. Nicht nur in Greding übrigens, sondern bislang an fünf Orten im Altmühl-Jura-Raum. Von einer bewussten Ballung im Naturpark Altmühltal vor allem in relativer Autobahnnähe, spricht Lena Oginski, die Regionalmanagerin der Initiative Altmühl-Jura. Der Tourist könne sich also sorgenfrei ins E-Auto setzen und den Naturpark Altmühltal besuchen: „Falls Greding besetzt ist, dann kommt er auch noch nach Kinding.“

Erst einmal dürfte sich der Andrang aber noch in Grenzen halten: Zum 1. Januar waren in ganz Deutschland knapp 19 000 Elektroautos registriert. Auch Hybridmodelle greifen auf Strom zurück, doch insgesamt ist der Markt noch immer recht überschaubar. Die Steigerungsraten bei Neuzulassungen machen allerdings Mut, wenngleich sich das Ganze nach wie vor auf – im Vergleich zu herkömmlichen Autos mit Kraftstoffmotoren – niedrigem Niveau bewegt. „Das Elektroauto ist eine Henne-Ei-Geschichte“, sagt Rainer Gründel bei der Einweihung in Greding. Mann könne ewig diskutieren, ob erst viele Ladestationen das E-Auto attraktiv machten oder ob die Zahl der Fahrzeuge Stationen nach sich ziehen müsse. Gründel ist bei der N-Ergie als Kundenbetreuer für Kommunen zuständig und sieht sein Unternehmen „prädestiniert dafür, hier etwas anzuschieben“.

Ohnehin sammle das Unternehmen schon seit 2008 Erfahrungen mit Elektromobilität, wirft Annemarie Endner ein, Pressereferentin der N-Ergie. Anfangs vor allem mit E-Bikes und Segways, die hätten ihren Siegeszug längst angetreten. Und die Stromautos? „Das ist ein Markt, der kommt“, zeigt sich Gründel überzeugt. Umso mehr, weil mittlerweile viele Kommunen auf Ladestationen setzten, wie Ulrich Lell erklärt, bei der N-Ergie für Elektromobilität zuständig. „Wir haben jetzt schon zirka 100 weitere Interessenten.“ Das Unternehmen stelle Gemeinden auch Fahrzeuge zum Testen zur Verfügung, die könnten dann schauen, ob ein E-Auto für ihre Zwecke geeignet ist.

Mit dem Gedanken, solch ein Gefährt anzuschaffen, spielt der Bürgermeister bereits. Ein Golf des Bauhofs habe die besten Zeiten schon hinter sich, sagt Manfred Preischl. Wenn er tatsächlich ausgemustert werde, müsse man intensiv darüber nachdenken; der Anschluss ist kein Problem, die Stromleitung ist bei den Bauarbeiten für die Ladestation so verlegt worden, dass ohne viel Aufwand auch eine Abzweigung in die städtischen Garagen daneben führen könne. Immerhin wird die Gredinger Ladestation mit Ökostrom betrieben, das sei mit der Raiffeisenbank, die in Greding für die Stromversorgung zuständig ist, vertraglich vereinbart worden, so Annemarie Endner.

Vorerst gibt es den Strom aus der Ladestation sogar gratis. Allerdings nicht mehr allzu lange, wie Lell verrät. „Ende 2015 oder Anfang 2016“ werde ein Abrechnungssystem greifen, für das man sich mittels einer App auf dem Smartphone anmelden könne. „Mit der App sind dann auch die Ladesäulen besser auffindbar.“

Der Autofahrer der Zukunft könnte dann vielleicht auch auf den Altstadtparkplatz geleitet werden. Positive Erfahrungen vorausgesetzt, kann sich Preischl dort eine weitere Ladestation vorstellen. Zwar ist ein Elektroauto eher für kurze Strecken geeignet, doch bei einer theoretischen Reichweite von 190 Kilometern mit vollem Akku lässt sich auch an den Autobahnverkehr denken. Das Umweltbewusstsein in Zeiten des Klimawandels nimmt zu. „Wenn man mit einem E-Auto fährt, wird einem schlagartig klar, was Energieverbrauch heißt“, nennt Gründel einen großen psychologischen Vorteil. Der Kavaliersstart wirke sich sofort auf den Ladezustand des Akkus aus, das sehe man an der Anzeige. Zwar sei der Verbrauch beim herkömmlichen Auto auch nicht anders, aber an sich selbst habe er festgestellt: „Das geht in den Kopf – besser als beim Benzinmotor.“