Ingolstadt
"Es ist eine Basis da"

FCI-Trainer Tomas Oral stürzt sich mit Elan in die Arbeit

03.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:30 Uhr
Tomas Oral (im Hintergrund) beobachtet das Training. Oft schaltete sich der neue FCI-Chefcoach mit Anweisungen ein. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Die Rückkehr von Tomas Oral als Trainer zum FC Ingolstadt hat auch wieder die Kiebitze hervorgelockt. Gestern Vormittag verfolgten 22 Zaungäste die letzte öffentliche Trainingseinheit vor der wegweisenden Partie am Samstag (13 Uhr) beim Tabellenvorletzten MSV Duisburg.

Als erstes fielen die roten Linien auf dem Platz auf. Sie wurden auf Orals Geheiß hin frisch vom Platzwart gezogen. Zunächst spielten sie noch keine Rolle, weil der 26-köpfige Kader, darunter auch Nico Rinderknecht, Patrick Sussek und Paul Grauschopf aus dem U21-Team zum Aufwärmen Basketball spielten. Anschließend kickten zwei Gruppen auf kleine Tore, ehe es ernst wurde und die roten Linien zum Tragen kamen. "Das ist einfach eine Orientierung für die Jungs, ein Korridor, in dem sie für sich Entscheidungen treffen sollen", erklärte Oral, der sein Team Verschieben, Fallenlassen und Pressing üben ließ. Zum Abschluss spielten auf kleinem Feld Sieben gegen Sieben und trainierten schnelles Umschalten und Torabschluss.

Der Trainer warf sich dabei immer wieder mitten ins Getümmel - allerdings nicht aktiv wie sein mitspielender Assistent Mark Fotheringham, den Oral in Fulham kennengelernt hatte - und erklärte in der Platzmitte immer wieder taktische Anforderungen. "Ich gebe das Signal, wenn ihr draufgeht", hieß es dann oder "So lange ich nichts sage, wird Fußball gespielt".

1:45 Stunden trainierten die Schanzer, bei denen allerdings Abwehrchef Mergim Mavraj wegen seiner im Spiel gegen Sandhausen erlittenen Rückenprellung immer noch fehlte. Dafür wirkten Lucas Galvao und Frederik Ananou fast vollständig mit. Lediglich Tobias Schröck trainierte noch individuell mit Jan-Philipp Hestermann. Und Paulo Otávio musste nach einem harten Zweikampf angeschlagen vorzeitig zum Duschen. Heute geht's mit zwei Trainingseinheiten weiter; die Stimmung unter den Fans ist noch skeptisch.

"Jeder hat sich reingehängt. Das Training war gut", sagte Vizekapitän Christian Träsch, der auf die Frage, wie viele Impulse eine Mannschaft in einer Saison verkraften kann, mit Galgenhumor reagierte. "Für mich ist es ja erst der zweite", meinte der wegen seines Kreuzbandrisses lange verletzte Mittelfeldspieler scherzhaft und ergänzte im ernst zum dritten Cheftrainerwechsel: "Es ist eine ganz spezielle Situation. Von uns hat keiner damit gerechnet, und hätten wir in den Spielen davor die Tore gemacht, wäre es dazu auch nicht gekommen. Der Verein setzt alles daran, dass wir in der Zweiten Liga bleiben." Der 31-Jährige, der vor der Rückkehr in seine Heimatstadt zuletzt auch beim VfL Wolfsburg Abstiegskampf und sogar die Relegation mitgemacht hat, hält den Glauben aufrecht. "Es ist noch alles möglich, auch wenn's einem Wunder gleichen würde. Wir müssen nun die Spielphilosophie des neuen Trainers annehmen und am Wochenende umsetzen. Es geht nur über Mentalität und Willen."

Genau das will Oral sicher auch am Samstag in Duisburg sehen. "Es ist eine Basis da. Jetzt müssen wir an den richtigen Schrauben drehen, und wir brauchen ein bisschen Glück", sagte der 45-Jährige.

 

AUFSICHTSRAT SUCHT GESCHÄFTSFÜHRER

 

Am Tag des dritten Trainerwechsels hatte Peter Jackwerth nichts mit Fußball am Hut – aus gutem Grund: Am Hochzeitstag mit seiner Frau Daniela nahm sich der 61-Jährige eine Auszeit. Gestern bezog der Vereinsgründer des FC Ingolstadt nochmals Stellung zum erneuten Trainerwechsel. „Die Idee entstand so, dass sich Thomas Linke nur unter der Voraussetzung bereit erklärt hat, als Sportdirektor auszuhelfen, wenn er  etwas Verrücktes machen könne, um nochmals ein Zeichen an die Truppe zu senden“, erklärte Jackwerth. Mit dem Trio Linke, Tomas Oral und Michael Henke sei  die Profimannschaft nun in vertrauten Händen. „Wir  wollen so  die Restchance auf den Klassenerhalt nutzen“, sagte Jackwerth.  Für alle  laufe   jedoch am 30. Juni der Vertrag aus, unabhängig vom Ergebnis.


  „Der Aufsichtsrat schreibt sich auf die Fahne, den neuen Geschäftsführer Sport zu  besetzen“, meinte Jackwerth weiter. Dieser werde  dann für  die Planung der neuen Saison verantwortlich sein, sowohl was Spieler als auch Mitarbeiter betreffe. Vier, fünf Kandidaten stünden im Raum. Andreas Bornemann (früher 1. FC Nürnberg, Holstein Kiel und SC Freiburg) sowie  Christian Höchstätter (VfL Bochum und Gladbach) werden als aussichtsreiche Namen gehandelt. Eine Entscheidung  soll baldmöglichst getroffen werden.  

Gottfried Sterner