Berlin
Platz vier erobert

ERC Ingolstadt bezwingt Eisbären Berlin mit 5:4 nach Penaltyschießen und überholt Gegner in der Tabelle

17.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:06 Uhr
Wayne Simpson. −Foto: Johannes Traub

Berlin/Ingolstadt Großer Sieg gegen den direkten Konkurrenten: Der ERC Ingolstadt hat bei den Eisbären Berlin mit 5:4 (1:1, 2:3, 1:0, 0:0, 1:0) nach Penaltyschießen gewonnen, damit mussten die Hausherren den Panthern den vierten Tabellenplatz in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) überlassen. In einem hart umkämpften Spiel rettete am Ende Goalie Jochen Reimer seiner Mannschaft den ersten Saisonsieg gegen die Hauptstädter.

Die Ausgangslage war klar: Die Ingolstädter wollten den vierten Tabellenplatz erobern. Dafür benötigten sie einen Sieg gegen die Berliner, die mit einem Punkt mehr genau  diesen Rang einnahmen. Dass es um viel ging, war den Panthern vor 14 200 Zuschauern in der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena von Beginn an anzumerken. Doch es bedurfte hochspannender 60 Minuten, einer nervenzerreißenden Verlängerung sowie eines triumphalen Penaltyschießens, ehe das Vorhaben tatsächlich in die Tat umgesetzt werden konnte. „Das war ein brutales Spiel auf beiden Seiten“, meinte ERC-Verteidiger Simon Schütz.

Der ERC agierte vor allem im ersten Drittel aggressiv, setzte die Hausherren von Beginn an unter Druck und war schnell damit erfolgreich: In der siebten Spielminute nutzte Mike Collins, der nach seinem krankheitsbedingten Ausfall am vergangenen Wochenende zurück im ERC-Team war, einen Puckverlust des Berliners Jonas Müller und bediente Brett Olson, der Eisbären-Torhüter Justin Pogge zum 0:1 überwand (7.).

In einem schnellen Drittel mit wenigen Unterbrechungen  agierten die Gäste weiter offensiv und druckvoll. Allerdings unterliefen den Panthern auch zu viele leichte Fehler – und das leichtsinnige Spiel rächte sich: Nach einem Scheibenverlust von Collins legte André Rankel den Puck in seinem 850. DEL-Spiel quer zu Pierre-Cedric Labrie, der den 1:1-Ausgleich erzielte (19.).

„Wir müssen Konter der Berliner verhindern, denn ihr Umschaltspiel ist richtig gut“, warnte Olson in der Pause. Zunächst aber bewiesen die Gäste wieder einmal ihre Klasse im Powerplay: Landon Ferraro startete einen Unterzahlkonter der Berliner, schoss die Scheibe aber über das ERC-Tor. Im direkten Gegenzug bediente Maury Edwards dann mit einem tollen Pass Collins, der Pogge zum 1:2 überwand (25.). Zuvor hatte Wayne Simpson den Puck aus fünf Metern an den Pfosten  geknallt (24.).

Und es blieb ein Offensivspektakel auf dem Berliner Eis: Simpson scheiterte mit einem Unterzahlkonter frei vor Pogge (27.), auf der anderen Seite flatterte der Puck nach einem Schuss von Mark Olver durch den Torraum, und Ferraro bugsierte  ihn aus der Luft über Goalie Reimer hinweg zum 2:2 ins Tor (28.).

Doch die Panther mussten nicht nur den Ausgleich verkraften. Der ERC machte es den Hausherren anschließend viel zu leicht und kassierte in Windeseile zwei weitere Gegentreffer: Austin Ortega nutzte nach einem tollen Angriff den Querpass von Berlins Topscorer  Marcel Noebels zum 3:2 (32.), drei Minuten später erhöhte  Noebels nach Zuspiel von  James Sheppard in Überzahl auf 4:2 (35.). Doch  Brett Findlay hielt die Panther im Spiel: In der 38. Minute kämpfte sich Edwards über das Eis und bediente den  Neuzugang, der die Lücke fand und zum wichtigen 4:3 traf (38.).

Im Schlussabschnitt drängten die Gäste mächtig auf den Ausgleich, doch es fehlte ihnen zunächst das nötige Glück: Brandon Mashinter scheiterte an Pogge (42.), Mirko Höfflin am Pfosten (44.), Collins an der Latte (52.). Die Ingolstädter spielten fortan auch gegen die Zeit, doch eine Minute vor Schluss nahm ERC-Coach Doug Shedden bei einem Überzahlspiel zusätzlich Reimer vom Eis, und  Simpson schoss den Puck haargenau in den Winkel zum rettenden 4:4-Ausgleich für die Gäste (59.).

So ging es in die Verlängerung – und die hatte es in sich: Die fünf Minuten waren vollgepackt mit Riesenchancen auf beiden Seiten, erbitterten Faustkämpfen, einem vergebenen Penalty von Ortega (63.),  einem Lattentreffer von Olson (64.) sowie einem 23-sekündigen Unterzahlspiel der Panther (65.). Doch die Gäste kämpften sich auch noch ins Penaltyschießen. Und während Reimer gegen Noebels und Ortega seine Klasse unter Beweis stellte, trafen Tim Wohlgemuth und Kris Foucault für den ERC und machten den  Sieg  doch noch perfekt.

„Wir haben heute wieder bewiesen, dass wir zurückkommen können“, meinte Schütz. „Das spricht für den Charakter des Teams.“ An diesem Sonntag (16.30 Uhr) bietet sich dem ERC mit einem Heimsieg gegen die Krefeld Pinguine die große Chance, den frisch eroberten vierten Rang zu behaupten.     

 

Statistik

Eisbären Berlin: Pogge – McKiernan, Kettemer; Wissmann, Hördler; Ramage, Müller; Mik – Pföderl, Sheppard, Noebels; Ortega, M. Olver, Reichel; Ferraro, Lapierre, Braun; Rankel, Streu, Labrie.

ERC Ingolstadt: Reimer – Jobke, Edwards; Sullivan, Wagner; Schütz, Friesen – Wohlgemuth, Höfflin, Elsner; Collins, Olson, Simpson;  D’Amigo, Findlay, Foucault; Mashinter, Bailey, D. Olver; Detsch.

Schiedsrichter: Iwert/Rohatsch. 

Zuschauer: 14 200. 

Tore: 0:1 Olson (7.), 1:1  Labrie (19.), 1:2 Collins (25./PP1), 2:2 Ferraro (28.), 3:2 Ortega (32.), 4:2 Noebels (35./PP1), 4:3 Findlay (38.), 4:4 Simpson (59./PP1-EN), 4:5 Wohlgemuth (PS) .

Strafminuten: 6/10

Julia Pickl