Ingolstadt
Der "Irrsinn" hat ein Ende

Regionale Fußballklubs reagieren mit großer Erleichterung auf die Freigabe des Spielbetriebes ab dem 19. September

08.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:01 Uhr
Freuen sich auf den Neustart: Der Sportliche Leiter des SV Manching, Cenker Oguz (linkes Bild, links), mit Coach Florian Stegmeier sowie Trainer Manfred Kroll (rechts) vom TSV Gaimersheim. −Foto: Traub

Ingolstadt - Bald wird wieder um Punkte gespielt.

 

Seit Wochen schuften die bayerischen Amateurfußballer bereits in der Vorbereitung, zuletzt war der Neustart noch einmal um 14 Tage verschoben worden. Nach den Ankündigungen der Staatsregierung vom Dienstag ist ein Ende der Hängepartie nun absehbar. Der anvisierten Wiederaufnahme des Spielbetriebes am Wochenende 19./20. September - im Übrigen für den gesamten Amateursport - steht nun auch von offizieller Seite nichts mehr im Weg. Die bisherigen Erfahrungen mit den ersten Lockerungen seien positiv, betonte Innenminister Joachim Herrmann. Fortan sollen im Sport dann auch wieder Zuschauer zugelassen sein - innen bis zu 200, draußen bis zu 400.

Eine Entscheidung, die von den regionalen Fußballklubs sehnsüchtig erwartet wurde. "Wir bestreiten seit sechs Wochen Testspiele, bei denen die Hygieneanforderungen schon umgesetzt werden. Für mich hätten wir schon am 1. September wieder den Spieltrieb aufnehmen können", sagt Cenker Oguz, Sportlicher Leiter beim Bezirksligisten SV Manching. Der Umstand, dass zum Beispiel bei Kulturveranstaltungen bereits einige Hundert Zuschauer zugelassen waren, im Fußball aber noch nicht, hatte auch bei Manfred Kroll, Trainer des Kreisligisten TSV Gaimersheim, zuletzt für Kopfschütteln gesorgt. "Fußball findet draußen statt, noch dazu auf einem großen Platz. Dort können die Zuschauer ohne Probleme drei Meter Abstand zueinander halten. Es ist ein Irrsinn, hier noch auf unterschiedliche Regelungen zu bestehen", hatte der Ex-Profi unmittelbar vor der Pressekonferenz der Staatsregierung geschimpft.

Oguz berichtet mit Blick auf die bereits stattfindenden Testspiele von einer Kuriosität der vergangenen Wochen: "Auf der Terrasse vor unserem Vereinsheim durften bei den Vorbereitungsspielen auf vergleichsweise engem Raum bis zu 50 Personen sein, weil dort die Regelungen für Gaststätten gelten. Ich hätte diese Leute gerne zum Platz gelassen, durfte es aber nicht. Das war nicht mehr nachvollziehbar. "

 

Bei der jüngsten Online-Umfrage des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) hatten der SV Manching und der TSV Gaimersheim deshalb auch für eine baldigen Saisonfortsetzung gestimmt - und zugleich der vom Verband angeregten Option einer Klage gegen die Infektionsschutzmaßnahmen zugestimmt. Im Kreis Donau/Isar gaben 76 Prozent der Vereine ihre Stimme ab (bayernweit 69 Prozent), die Mehrheit offenbar mit einem klaren Ansinnen. Denn 71 Prozent - fünf Prozentpunkte mehr als auf Landesebene - hatten einer gerichtlichen Auseinandersetzung zugestimmt. Dieses vom Verband als "letzte Möglichkeit" angesehene Vorgehen ist nach den Lockerungen vom Dienstag hinfällig.

Was die Freigabe für die Vereine in der praktischen Arbeit auf dem Platz bedeutet, erklärt Kroll: "Zuletzt kam ich mir ehrlich gesagt eher wie ein Dompteur und nicht wie ein Trainer vor, weil ich immer wieder zusehen musste, dass ich die Jungs irgendwie bei Laune halte. Dabei war es für mich ja auch nicht immer einfach, die Motivation aufzubringen. " Vorsichtshalber hatte er mit der Vorbereitung schon etwas später angefangen, seinem Kader zuletzt auch noch mal eine freie Woche gegönnt und für den Notfall bereits einige Testspiele im September ausgemacht. Immer wieder war zuletzt Improvisationsgeschick gefragt, doch wenn es jetzt am 19. September losgeht, hat Kroll ein gutes Gefühl: "Die Jungs sind heißer denn je. Wir sind fit, genauso wie es sein sollte", verspricht er.

Auch Oguz ist seine größte Sorge los. "Das Hin und Her muss aufhören. Wir brauchen ein Ziel, auf das wir hinarbeiten können", hatte der Manchinger im Vorfeld gefordert. Seine Abteilung hat durch den Trainingsbetrieb seit Wochen bereits wieder laufende Kosten. Ausgaben, die in seinem Klub bislang durch die verständnisvollen Sponsoren noch nahezu komplett abgesichert sind. "Doch was soll ich den Sponsoren sagen, wenn wir überhaupt nicht spielen? ", fragt Oguz, der mit dem SV notfalls auch ohne Zuschauer angefangen hätte. Doch das ist nicht mehr nötig. Auch wenn die Vorsicht weiterhin ein guter Begleiter sein wird: Es spricht einiges dafür, dass im regionalen Amateurfußball ab dem 19. September fast wieder Normalität einkehrt.

DK

Norbert Roth