Schweitenkirchen
Generationenwechsel im Coronajahr

Neuer Bürgermeister, viele Ausfälle, Sieg vor Gericht: In Schweitenkirchen ist heuer vieles anders

07.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:19 Uhr
Josef Heigenhauser (linkes Bild, rechts) wird im März zum neuen Schweitenkirchener Bürgermeister gewählt. Albert Vogler stellt sich nicht zur Wiederwahl. Beim Streit um die Grube bei Schellneck (rechtes Bild) gewinnt die Gemeinde vor Gericht. −Foto: PK-Archiv

Schweitenkirchen - Ein neuer Bürgermeister, ein Sieg vor Gericht zur Kiesgrube Schellneck, aber die großen Themen stehen in der Gemeinde Schweitenkirchen im Jahr 2020 eher in der Warteschleife.

Die Kommunalwahl hat in Schweitenkirchen einiges zu bieten: Der langjährige Bürgermeister Albert Vogler (CSU) stellt sich nicht mehr zur Wahl und die Zahl der Gemeinderatsmitglieder steigt von 16 auf 20. Nach einem lebhaften Wahlkampf und einigem Ärger um die Plakatierverordnung kommt der damals 34-jährige Polit-Neuling Josef Heigenhauser (CSU), der von Vogler empfohlen wurde, im Kampf ums Rathaus auf 72 Prozent vor seinen Konkurrenten Ulrike Ostler (SPD/FW) und AfD-Kandidat Alois Federl. Ostler erreicht auf 19,6 Prozent, für Federl entschieden sich 8,4 Prozent der Wähler. Damit ist die AfD, der 5,1 Prozent der Wähler ihre Stimme geben, erstmals im Gremium vertreten. Insgesamt werden die Karten neu gemischt: Zehn alte und zehn neue Gemeinderäte beginnen ihre Arbeit im Coronajahr.

Wie in anderen Gemeinden ist der Kulturkalender 2020 ziemlich ausgedünnt: Das Pfingstfest, der Christkindlmarkt, das von Vereinen organisierte Weinfest, Konzerte des Musikvereins und das Adventssingen fallen aus. Der Schützenverein muss seine Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen aufs nächste Jahr verschieben - und statt dem beliebten Kinderdorf Schweidinokirchen gibt es im Sommer wegen Corona nur ein Online-Ersatz-Programm. Die Räume für den geplanten Jugendtreff im V-Heim sind eigentlich schon fertig renoviert, nun wartet Jugendreferent Fabian Wildmoser von den Freien Unabhängigen Bürgern darauf, dass die Coronalage endlich die Öffnung zulässt.

Im Sommer versucht die Gemeinde, das Vereinsleben so weit wie möglich mit Hygienekonzepten wieder zu ermöglichen.

Engagierte Freiwillige aus Geisenhausen übergeben im Sommer offiziell die Dorfchronik, an der sie ein Jahrzehnt gearbeitet haben. Ihr Kern ist die Beschreibung der 70 Höfe in dem Ort.

In der Mitte von Schweitenkirchen, auf dem Wittmann-Areal, passiert hingegen gar nichts, da der alte Gemeinderat entscheidet, die Planungen ruhen zu lassen, bis der neue Gemeinderat sich damit befassen kann.

Auch die von der Gemeinde dringend gewünschte Verbesserung der westlichen A9-Ausfahrt kommt laut Staatlichem Bauamt Ingolstadt frühestens 2022. Die Planungen ergeben zudem im Sommer, dass die wegen eines Gutachtens geplante Umstellung der Kreisel- auf eine Ampellösung eine unschöne Änderung nach sich ziehen könnte: Der Pendlerparkplatz könnte nun kleiner statt wie von der Gemeinde gewünscht größer werden, die Gemeinde müsste dann an anderer Stelle Grund erwerben.

Bei den Fahrradwegen kommt der neue Bürgermeister Heigenhauser zwar mit dem Grunderwerb vereinzelt weiter, wie er berichtet, doch so richtig voran geht es nirgends - auch nicht bei der als Übergangslösung geplanten Strecke durch den Wald zwischen Pfaffenhofen und Schweitenkirchen.

Digital geht es dafür im Rathaus im Herbst voran. Die Gemeinderäte erhalten i-Pads, so will man auf Ladungen per Post und Papier-Unterlagen verzichten.

Bei der Tribüne für die Fußballer des FC Schweitenkirchen, bei der die Gemeinde 150000 Euro Zuschuss geben will, heißt es Ende des Jahres: alles auf Anfang. Anders als zuerst von der Gemeinde geplant, muss nun doch eine Bodenprobe klären, ob das geplante Gebäude neben der Max-Elfinger-Halle statisch gesehen überhaupt möglich ist. Wenn nicht, wird sie womöglich mittels einer alternativen Bauweise oder an anderer Stelle realisiert.

Schnell vorangehen müssen die Sanierungsarbeiten im Schweitenkirchener V-Heim. Denn um den Saal wie gewünscht vielfältig nutzen zu können, sind etliche Brandschutzvorgaben umzusetzen. Die meisten Arbeiten sind erledigt, vermeldet Bauamtsleiterin Doris Brodzinski. Insgesamt liegen die Kosten Anfang Dezember laut Bürgermeister Heigenhauser bei rund 246600 Euro.

Einen juristischen Sieg erzielt die Gemeinde Schweitenkirchen schließlich Ende Oktober: Das Verwaltungsgericht in München entscheidet zugunsten des Schutzes für das Grundwasser. Die Dachauer Firma Ettengruber darf somit in die Kiesgrube bei Schellneck kein belastetes Material der Kategorie Z1.1 verfüllen, wie von der Firma eingeklagt. Die Gemeinde hatte zuvor stets die Verfüllung mit leicht belastetem Material abgelehnt. Auch das Landratsamt hatte sich schließlich auf die Seite der Gemeinde gestellt. Nun wird vollkommen unbelastetes Material der Kategorie Z0 in die beiden betroffenen Gruben gefüllt. Allerdings hat die Firma noch Zeit: Eine Grube muss bis Ende 2022 verfüllt werden, die andere bis Ende 2029.

PK

Desirée Brenner