Nürnberg
Kraftwerk nach Brand abgeschaltet - Frieren bei Minusgraden

09.02.2021 | Stand 17.02.2021, 3:33 Uhr
Rauchwolken stehen über einem Kraftwerk des Versorgers Uniper. −Foto: Bauernfeind/NEWS5/dpa

Katastrophenfall in Nürnberg: Bei eisigen Temperaturen fällt nach einem Brand ein Kraftwerk aus. 15 000 Menschen in zwei Stadtteilen sollen nur noch sparsam heizen - ausgerechnet während dieser frostigen Wintertage.

Der Brand in dem Nürnberger Großkraftwerk kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: Draußen tiefe Minusgrade, laut Wettervorhersage könnten die Temperaturen in der Nacht auf um die neun Grad unter Null sinken. Das Kraftwerk fällt voraussichtlich für mindestens zwei Wochen aus, in zwei Stadtteilen ist die Fernwärmeversorgung deshalb beeinträchtigt. Etwa 15 000 Menschen sind davon betroffen. Die Stadt Nürnberg rief am Dienstag den Katastrophenfall aus.

Am Abend dann eine etwas tröstlichere Botschaft: Die Wärmeversorgung soll stabil bleiben. „Es wird nach jetzigem Stand eine etwas kältere Nacht sein, aber keine frierende Nacht“, sagte ein Sprecher des Energieversorgers N-Ergie. Demnach reicht die Leistung auch für die kältesten Stunden der Nacht zwischen vier und sechs Uhr morgens aus. Möglich wurde das, weil die Fachleute des Unternehmens die Wärmezufuhr für Bürogebäude und Schulen herunterfuhren, in denen sich auch am Tag derzeit ohnehin kaum jemand aufhält.

Zuvor hatte die Stadtverwaltung die Bürger in den zwei Stadtteilen Röthenbach und Gebersdorf gewarnt, dass ihre Heizungen nur noch eingeschränkt funktionieren. In einigen Wohnblocks könnten die Temperaturen demnach auf zehn bis fünfzehn Grad sinken. Nun sieht es nach Angaben des Wärmeversorgers so aus, als ob es doch nicht ganz so kalt werden würde. „Voll aufdrehen sollte man die Heizung allerdings nicht“, sagte der Sprecher.

Am Mittwochmorgen sollen dann die ersten großen mobilen Heizgeräte eintreffen, die N-Ergie organisiert hat. Diese können ans Wärmenetz angeschlossen werden und sollen zuerst die Heizleistung in einem Krankenhaus und zwei Pflegeheimen verbessern, deren Versorgung höchste Priorität hat.

„Wir sind seit Mitternacht im Krisenstab“, hatte zuvor N-Ergie-Vorstandschef Josef Hasler berichtet. Stadt und Energieversorger stehen vor einem doppelten Problem: Wegen des Lockdowns sind viele Menschen zu Hause. Gleichzeitig drehen diese ihre Heizungen wegen der eisigen Temperaturen draußen besonders hoch. „Jetzt geht es darum, die Gesamtlast zu reduzieren“, sagte König.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von N-Ergie klingelten deshalb in dem betroffenen Gebiet an den Haustüren, um die Menschen zu bitten, ihre Heizungen auf 15 Grad herunterzudrehen und warmes Wasser zu sparen, sagte Hasler.

Eine Anwohnerin aus Röthenbach, die am Nachmittag noch bei 21 Grad in ihrer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus saß, trug die Aussicht auf kühle Temperaturen im Homeoffice mit Fassung: „Alternativ muss ich halt wieder ins Büro gehen, denn da ist es warm.“

Die Stadt Nürnberg hat 1100 Hotelzimmer organisiert, die frierende Bürger zu Sonderpreisen von 69 bis 89 Euro mieten können. Und wer aus seiner kalten Wohnung zu Verwandten zieht, verstoße nicht gegen die Kontaktbeschränkungen, betonte König.

Sorgen bereitet N-Ergie-Chef König die extreme Kälte, die für die nächsten Tage mit Tiefstwerten von bis zu -20 Grad vorhergesagt ist. Normalerweise ist der Winter in Nürnberg milder als in Bayerns Süden am Alpenrand, doch quasi gleichzeitig mit dem Brand im Kraftwerk ist nun eine Kältewelle über die zweitgrößte Stadt des Freistaat hereingebrochen.

Wie es zu dem Feuer am frühen Montagabend im Kesselhaus des Kraftwerksblocks I kommen konnte, war auch am Dienstag noch unklar. Die Flammen hatten sich auf eine Höhe von 80 Metern ausgebreitet. 120 Einsatzkräfte - darunter auch die Höhenrettung - kämpften drei Stunden lang gegen die Flammen.

Brandermittler der Kriminalpolizei sollen in den nächsten Tagen nach der Ursache für das Feuer suchen. „Das wird frühestens morgen sein“, sagte ein Polizeisprecher. Zuvor müssten alle Glutnester gelöscht und das Gebäude abgekühlt sein. Außerdem sollten Fachleute die Statik überprüfen. Die Ermittlungen werden voraussichtlich einige Tage dauern.

© dpa-infocom, dpa:210209-99-367912/7

Infos der Stadt

Informationen zum Kraftwerk

dpa